Freizeit & Kultur

Das deutsche Wort „Freizeit“ geht auf den spätmittelalterlichen Rechtsbegriff „frey zeyt“ zurück, der im 14. Jahrhundert die „Marktfriedenszeit“ beschrieb. In jenem Zeitabschnitt wurde Marktreisenden und -besuchern Sicherheit vor Gewalt und Störungen aller Art, einschließlich offizieller Maßnahmen wie Verhaftungen und Vorladungen, gewährleistet. Zuwiderhandlungen wurden doppelt geahndet. „Frey zeyt“ war damals somit temporäre Friedenszeit. Obwohl sie mit dem heutigen Freizeitbegriff eher wenig zu tun hat, ist sie – als echtes Gesetz – mit einem modernen Tarifvertrag im Arbeitsrecht vergleichbar.

Den modernen Begriff von Freizeit als arbeitsfreier Zeit hat der Pädagoge Friedrich Fröbel 1823 geprägt. Er bezeichnete damit die Zeit, die den Zöglingen seiner Erziehungsanstalt in Keilhau „zur Anwendung nach ihren persönlichen und individuellen Bedürfnissen freigegeben“ war. 1865 tauchte der Begriff erstmals in einem deutschen Wörterbuch (nämlich dem von Daniel Sanders) auf.[2] Der Duden nahm die Wörter Freizeit und Freizeiten 1929 zum ersten Mal in sein orthografisches Verzeichnis auf und definiert sie folgendermaßen: „(1) Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys oder Erholung frei verfügbare Zeit; (2) [mehrtägige] Zusammenkunft für Gruppen mit bestimmten gemeinsamen Interessen“.[3]

Eine strikte, auch räumliche (Städtebau) Trennung der Sphären von Arbeit und Freizeit ist ein Phänomen der Neuzeit.

Freizeit dient der Entspannung sowie der persönlichen Entfaltung und der Pflege sozialer Kontakte, sofern diese nicht mit oben erwähnter Arbeitszeit in Verbindung zu bringen ist. In seiner Freizeit widmet sich der Mensch häufig seiner Familie, seinen Freundenund Dingen, die ihm Freude bereiten, Hobbys wie zum Beispiel dem Spielen, Lesen, Sport treiben, Einkaufen, der Musik, Kunst und Handwerk oder Wissenschaft. Er nutzt die Zeit für das, was ihm persönlich wichtig ist.

Die Funktionen der Freizeit sind vor allem Regeneration, Rekreation, Kompensation, Kommunikation, Interaktion, Partizipation, Suspension und Emanzipation.

Kritiker der modernen Auffassung von Freizeit sind der Meinung, dass die Freizeit keine wirklich freie Zeit sei. Sie bleibe der Arbeit untergeordnet. In der Freizeit könne man nicht tun, was man will, denn man müsse sich erholen. „Im spätindustriellen Zeitalter bleibt den Massen nichts als der Zwang, sich zu zerstreuen und zu erholen, als ein Teil der Notwendigkeit, die Arbeitskraft wiederherzustellen, die sie in dem entfremdeten Arbeitsprozeß verausgabten. Das allein ist die ‚Massenbasis‘ der Massenkultur. […] Sie bedeutet eine weitgehende Standardisierung des Geschmacks und der Rezeptionsfähigkeit.“ (Adorno/Eisler)